Rien ne va plus – Vom Läufer zum Zwangsspaziergänger

Und es hatte doch so schön angefangen: Als stark übergewichtige Sofakartoffel einen Läufer im eigenen Inneren entdeckt. Die Liebe zum Laufen entwickelt. Erste Erfolge bei Laufveranstaltungen. Dann der erste Marathon bereits nach 12 Monaten Lauferfahrung. In der Folge weitere starke Verbesserungen. Halbmarathon unter 1:50:00. 10 Kilometer unter 50 Minuten. Letzten Herbst dann nach erst 17 Monaten Laufen Marathon #2, Verbesserung der Zeit um 6%. Zuletzt Planung für den ersten Ultralauf der noch jungen Karriere, diesen Sommer in den Allgäuer Alpen. Herrlich!

Und dann das Aus, der Stillstand, Zwangspause. Rien ne va plus!

Ein Aus mit Anlauf, denn bereits der Herbst war aus läuferischer Sicht ein Desaster: Ende Oktober und Anfang November hatte ich mit zwei fiesen Zahnentzündungen zu kämpfen, die mir wechselseitig Hamsterbacken bescherten und Schmerzen zum Pferde Erschlagen. Es folgte eine OP in der Zahnklinik mit anschließender Wurzelbehandlung und aufgrund Zwangsantibiotikum einigen Tagen Laufpause. Auf die Einnahme des Antibiotikums folgten Entzündungen der Haut und Schlappheitsgefühl. Somit war wenig an Laufen zu denken und ich brachte es auf gerade einmal 64 Monatskilometer – ein Wert, den ich in normalen Zeiten in der Woche erreiche.

Ende November dann endlich der erste Lange Lauf seit Mitte Oktober mit 20 Kilometer – und mitten im Lauf ein stechender Schmerz am rechten, äußeren Sprunggelenk. Ich trat schmerzvermeidend den Rückweg an und reckte fluchend die Hand gen Läuferhimmel!
Nach einigen Tagen Ruhe und Verschwinden der Beschwerden, begann ich wieder zu Laufen und so ging das Spiel fortan immer weiter: Ich lief, nach einigen Läufen stellte sich wieder der Schmerz ein, auf den ich mit einigen Tagen Ruhe reagierte, um dann, nach Abklingen der Beschwerden freudig strahlend hinaus in die Welt zu rennen usw. So wurde auch der Dezember kein vorzeigbarer Läufermonat. War ich die Monate zuvor im Schnitt über 200 Kilometer gerannt, reichte es im letzten Monat des Jahres 2016 Dank Sprunggelenksbeschwerden auch nur für 93.

Im Januar dann fand ich beinahe zu alter Form zurück. Die Beschwerden wurden immer weniger, das Laufen fühlte sich wieder gut an, ich rannte bei Minustemperaturen freudig durch Wald und Flur, teilweise federleicht mit 5er-Pace und glaubte fest daran, dass es doch einen Schutzheiligen der Läufer gibt. Es war mir wieder möglich, ohne nennenswerte Beschwerden regelmäßig zu laufen. In der dritten Kalenderwoche brachte ich es mit knapp 80 Wochenkilometern gar zum drittbesten Wochenwert seit Beginn meiner Laufkarriere und Ende Januar waren wieder über 200 Trainingskilometer erlaufen. Der Schmerz war vergessen, trat nur noch ab und an als dumpfe Erinnerung auf.

Alles super? Fast, bis Ende Januar, als bei einem ganz harmlosen, langsamen Regenerationslauf der Schmerz zurück war – stechender denn je. Wie gehabt verordnete ich mir einige Tage Zwangspause, wollte es mir aber nicht nehmen lassen, meine Frau bei strahlendem Sonnenschein auf einem 12 Kilometer langen Lauf zu begleiten, bei dem mich der Schmerz vom ersten Schritt an begleitete und mir da schließlich klar wurde, dass es so nicht weitergehen konnte.

Zudem schwoll nun auch der Knöchel stark an und der Schmerz wurde dauerhaft. Das war nun nicht mehr einfach zu ignorieren. Es war klar, dass ich an einem Gang zum Arzt nicht mehr vorbeikommen würde. Ich wollte auch endlich wieder ganz fit werden, um mit dem Training für den Ultra im August beginnen zu können.

Den Arztbesuch habe ich nun hinter mir samt MRT (Kernspintomographie) mit allem Zip und Zap. Und siehe da, durch meine Kombination aus Unfähigkeit, Ruhe zu geben, und Unvernunft hat sich am unteren Teil meines Unterschenkelknochens eine Stressfraktur ergeben, umgangssprachlich Ermüdungsbruch genannt:

Nach den 150 Kilometer Wanderung im September mit anschließendem Marathon und sofort darauf folgender hoher Trainingsleistung habe ich meinen geschundenen, nicht mehr ganz so jungen Knochen nicht die nötige Zeit zur Regeneration gegönnt, die sie benötigt hätten, um sich nach Zellenneuwachstum wieder zu festigen.

Was mir die Unvernunft einbringt, sind 12 Wochen – in Worten: zwölf! – Zwangslaufpause, um so dem Knochen nun ausreichend Zeit zu verschaffen, sich selbst zu reparieren.

Ich nehme Genesungswünsche sehr gerne und dankend an, verzichte aber ebenso gerne auf Belehrungen und Appelle an die läuferische Vernunft, die mir meist fehlt! Aber ich verspreche, aus dem Fehler zu lernen und nach meinem Wiedereinstieg ins Laufen Anfang Mai weitaus genauer auf ausreichende Regeneration zu achten!
Um nicht aus der Form und in alte Gewichtsklassen zu geraten, versuche ich mich in der Zeit, mit Krafttraining, Fahrradfahren und Yoga fit zu halten.

I’ll be back!

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