Weil ich immer nach Neuem giere, musste dieses Mal ein Hindernislauf her. Da der Rothaus „Mudiator“ in meiner Nähe in Markbronn bei Ulm Halt machte, ergriff ich die Chance beim Schopfe und meldete mich haudegenhaft an. …
Wenn ich gewusst hätte, wie das Rutschen durch Matsch, Kriechen durch Schlamm und Robben durch Dreck in der Praxis ist, hätte ich mir das Geld, die aufgeschürften Beine und Arme, sowie den epochalen Muskelkater erspart.
Doch von Anfang an:

Ich war rechtzeitig am Wettkampfort, meine Frau im Schlepptau, die einmal wieder die undankbare Aufgabe zugewiesen bekommen hatte, den Egotrip  des Herrn Gatten filmisch und fotografisch zu dokumentieren. Ich kann gar ausdrücken, wie sehr ich schätze, sie an meiner Seite zu wissen. Denn ohne sie könnte ich nicht tun, was ich tue, und es würde auch weit weniger Spaß machen.

Bereits im Startbereich  wurde mir gewahr, dass das irgendwie nicht meine Welt ist. Ich war umzingelt von grölenden, sich mit Dreckbatzen bewerfenden Ausgelassenen, die es kaum erwarten konnten, sich bis zum Hals im Dreck zu suhlen. Wahrscheinlich hatten die alle eine schreckliche Kindheit in sterilen Heimen in Großstädten zugebracht und wollten jetzt nachholen, was für uns Landkinder tägliche Beschäftigung gewesen war. Ich fühlte mich deplatziert, es sollte aber noch schlimmer kommen. Die Warterei nervte gehörig, verständlicherweise herrschte Blockabfertigung; es wurden immer Gruppen zu circa 50 Athlet_innen ins Feld geschickt. Spätestens jetzt hätte ich mich fragen sollen, was ich hier überhaupt machte. Keine Ahnung, ich wollte wohl einfach einmal wissen, wie es ist, einen auf Spartaner zu machen, dabei komplett verdrängend, dass ich keinen gephotoshopten Körper besitze wie Gerald Butler, sondern den typischen Spargeltarzan-Body eines Langstreckenläufers .

Irgendwann war dann auch ich mit „meiner Gruppe“ an der Reihe. Nach einigen grotesken, an gelangweilt herunter geleierten Animationen im Robinson Club auf Gran Canaria erinnernden Aufwärmübungen , wurde von Zehn rückwärts gezählt und nach einem kräftigen Tut rannte die Gruppe los, darunter auch ich. Schon nach wenigen Metern hieß es, sich in den Schlamm werfen und auf allen Vieren unter niedrig aufgehängten Absperrbändern hindurch robben. Der Matsch war zäh, kalt und klebte wie zu wenig gegangener Brotteig. Und es wurde danach auch nicht besser … Das ganze Fiasko zeigt sich bestens im anhängenden Video, da erübrigt sich jegliche weitere Beschreibung der einzelnen Hindernisse.

Deshalb nur noch so viel: Das Ganze war sicherlich eine riesen Sause  und viele hatten einen Heidenspaß, ich fand die Organistation aber nicht so glücklich. Viele Hindernisse  erschienen mir recht lasch gesichert und das immer wieder einmal vernehmliche Tatütata der Krankenwagen machte deutlich, dass das kein Spaziergang war. Auch vermisste ich Helfer an den Geräten, die sofort Zugriff gehabt hätten im Notfall . Während ein Kollege, der nur drei Mitstreiter vor mir volles Brett vom Schwebebalken krachte, Glück hatte, weil ein Sanitäter-Team nur wenige Meter entfernt gestanden hatte, musste sich ein bedauernswertes Mädel, dass kurz vor mir beim Hangeln durch den Ring-Parkour auf den Kopf geflogen war, weit länger gedulden, bis die Helfer zur Stelle waren.

Aber natürlich geht man solch eine Veranstaltung auf eigenes Risiko  an, etwas Schwund ist immer. Während ich anfangs das Matschrennen noch ganz spassig, da neu, empfand, wurde ich immer genervter, je länger der Spaß dauerte. Vor jedem Hindernis gab es Stau, teilweise mussten wir minutenlang warten – klatschnass und entsprechend frierend –, bis wir an der Reihe waren. Dann mühten wir uns, die Herausforderung zu meistern, rannten im Anschluss wieder volles Brett los, um Zeit durch eine flotte Pace gutzumachen, nur um wenige Hundert Meter darauf wieder in einer langen Schlange Wartender vor dem nächsten Hindernis anzustehen.

Ein weiteres Problem, das sich erst im Laufe des Wettkampfes zeigt war, dass so ein Hindernislauf eigentlich nur im Team Sinn macht. Viele Hindernisse sind alleine schlicht nicht zu überwinden, sondern nur durch Teamwork . Und immer, wenn ein Hindernis nicht bewältigt wurde, hieß es: Liegestütze zur Strafe. Spätestens bei der dritten Strafrunde erinnerte mich das ständige Auf und Ab arg an Freeletics, was ich damals auch vollkommen genervt nach nur 14 Tagen wieder aufgegeben hatte. Man kann gerne von mir fordern, „lauf‘ gefälligst 20 Kilometer, Du Stück!“, und ich renne los. Aber schon nach zehn Liegestützen möchte ich frustriert dem Drill Instructor auf die Schuhe reihern.
Irgendwann hatte ich es dann doch ins Ziel geschafft: Nach sage und schreibe zwei Stunden, in denen ich nicht einmal ganz 8 Kilometer gelaufen war, und überhaupt länger gestanden war oder gesuhlt hatte, denn gelaufen. Es ist also eher ein „Hinderniswarten“. Und was war ich froh, diese lähmende Tortur hinter mich gebracht zu haben! Aber jetzt weiß ich wenigstens, dass Hindernislauf nichts für mich ist. Als Teil der Prinzessinnen-Fraktion laufe ich lieber lang und ausdauernd.
Den krönenden Abschluss erlebte ich dann aber nach Zieleinlauf. Bereits kurz vorher hatte es begonnen zu regnen und der Regen  wurde immer stärker. Ich war dreckig wie sicherlich seit 40 Jahren nicht mehr und kam nicht umhin, mich irgendwie zu duschen. Also begab ich mich zu den Duschen . Sagte ich „Duschen“? Über wackelige und bereits vollkommen verdreckte Holzpaletten gelangte ich in ein blickdicht abgesperrtes Areal für uns Männer. Als Umkleide fungierte ein nach allen Seiten hin offenes Zelt, durch dessen Dach, das aus mehreren notdürftig aneinander gebundenen Planen bestand, es unaufhörlich goss. Vor den beiden „Duschen“ wiederum eine lange Schlange; das kannte ich ja schon vom Lauf. Ich riss mir die dreckigen Klamotten und Schuhe vom Leib und stellte mich, genervt wie ich war, in der Reihe an. Von einem netten Kollegen aus Burlafingen schnorrte ich ein wenig Duschgel und begann schon im vorab, mich damit einzuseifen, weil ich vor Kälte bereits schlotterte. Jetzt gebe ich Euch das folgende Bild:
Da steht ein vollkommen verdreckter, typisch hagerer Langstreckenläufer in Unterhosen, nicht mehr ganz jung, schlotternd Schulter an Schulter mit Muskelbergen in Form junger Männer , viele darunter demonstrativ ihre grotesk großen Fleischpenisse angeberisch herab baumeln lassend; von oben der Regen, der die Mischung aus Dreck und Duschgel auf dem Kopf des Delinquenten, also mir, so schön langsam ins Fließen bringt, woraufhin dieser Dreckseifemix mir herrlich in die Augen rinnt, die höllisch zu brennen beginnen. Bis ich endlich an der Reihe mit Duschen bin, vergehen gefühlt 30 Minuten. Die stark ersehnte Dusche entpuppt sich sodann als ein viel zu kurzer Gartenschlauch, aus dem eiskaltes Wasser in biederem Rinnsal hervorquillt. Damit versuche ich gebückt, da der Schlauch so kurz ist, irgendwie den Schlamm und das Duschgel und die Scham von mir abzuwaschen, während um mich herum echte Kerle noch immer einen Heidenspaß haben, lachen, scherzen und die Muskeln spielen lassen.
Aber auch dieses Erlebnis bringe ich hinter mich und nur zwei Stunden später sitze ich entspannt und fix und fertig mit meiner Frau beim Lieblingsitaliener und gönne mir zur Belohnung eine Pizza alla Putanesca. Ein ereignisreicher Tag geht zu Ende, meine Neugierde wurde befriedigt, wir erlebten wieder einmal ein Abenteuer und ich freue mich jetzt erst einmal auf meinen nächsten langen Lauf!
icon_lauf-wettkampf

Wettkampf-Ergebnisse

Rothaus Mudiator, 04. Juni 2016, 14:43

icon_pace1:56:38
offizielle Zeit 

icon-trophyPlatz 123373/span>
von 1.206 Finishern

icon-positionPlatz 284
von 790 Männern

Aktivität

icon_distanz7,68 km
Gesamtdistanz

icon_dauer1:56:44
1:00:42 Hindernisse/Warten

icon_pace7:12 min/km
Ø-Pace

icon_geschwindigkeitØ 8,3 km/h
15,4 km/h max.

icon_maxminspeed5,43 min/km bei km 3
12,15 min/km bei km 8

icon_hoeheicon_hoehe-aufwaerts 141 m     icon_hoehe-abwaerts 149 m
619 m max. Höhe

icon_kalorien763 kCal
Kalorien

icon_herzfrequenzØ 155 bpm (87% HFmax)
Max. 188 (?) bpm (102% HFmax)

icon-trainingseffectTrainingseffekt
4,4 

icon-spm
Ø 143 spm Trittfrequenz
180 spm max. Trittfrequenz
Ø 0,86 Schrittlänge

Herzfrequenzbereiche

Session Infos

icon-wetter-bewoelkt19° C
bewölkt

10,0
km/h

icon-humidity73
%

Untergrund
Wege & Querfeldein

Strecke & Diagramme

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Schrittfrequenz Die Farben zeigen, wie die Schrittfrequenz im Vergleich zu der anderer Läufer abschneidet. Die Farbzonen basieren auf Prozentwerten. Als Ziel für die Schrittfrequenz wird oft ein Wert von 180 Schritten pro Minute angegeben. Bei einer höheren Schrittfrequenz ist gewöhnlich die vertikale Bewegung geringer und die Bodenkontaktzeit kürzer.

Persönliche Rekorde

Keine persönlichen Rekorde

Ausrüstung

Saucony Omni 13
Stabilschuh

Garmin fenix® 3 Saphir HR
Multisport GPS-Uhr

Garmin VIRB® XE
Action-Kamera

Detaillierte Daten

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Video vom Wettkampf

Fotos vom Wettkampf

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