„Pleiten, Pech und Balken“ – das wäre das passende Motto für den heutigen langen Lauf über geplante 27 Kilometer (neudeutsch: 27k).
Es begann schon von der Wohnung ab mit Muskelkater vom Wettkampf am Samstag und auf dem ersten Kilometer einem seltsamen Ziehen in der Ischiasgegend. Mann, ich werde alt! Aber schon nach wenigen Kilometern fand ich wieder in den schönen Trott, der langen Läufen so eigen ist und sie so schön macht. Forrest-Gump-Style, einfach mal laufen …
Wenn da nicht dieser Wind
wäre! Es vergeht kaum ein Trainingstag, an dem ich nicht mit starkem, eiskaltem Gegenwind zu kämpfen habe, Stichwort: Wind-chill sucks! Aber das ist eben Winter, die „dumme Jahreszeit“. Irgendwann läuft man dann einfach nur noch und das Drumherum ist vergessen, selbst wenn es ekelig ist.
Weit nervenaufreibender waren am heutigen Tage Miktion und Defäkation – so medizinisch korrekt klingt es zwar weniger unerfreulich, aber es bleibt Mist
: ich musste dreimal klein und zweimal groß, das ist Negativ-Rekord!
Doch bevor ich das erste Mal nicht mehr anders konnte, als mich außerhalb der Ortschaften auf weiter Flur in das Unterholz zu retten, um mich im letzten Augenblick zu erleichtern, wartete noch ein anderes Ärgernis auf mich in der kleinen Ortschaft Oberhausen. Ich war gerade am Ortsschild vorbei und kniff bereits deutlich beunruhigt die Hinterbacken zusammen, als vom Grundstück auf der anderen Straßenseite „Blondie“ auf mich zugeschossen kam. Wild bellend und bedrohlich direkt neben mir zum Stillstand kommend, ein riesiger doidscher Schäferhund . Ich weiß, ich weiß, es ist gemein und als Tierfreund muss ich alle Tiere liebhaben, aber wenn ich einen Schäferhund sehe, denke ich an Gefahr, Hitler und Polizeiterror, ich kann mir nicht helfen! Bestimmt gibt es da draußen irgendwo auf der Welt auch den einen oder anderen netten deutschen Schäferhund, aber ich bin ihm noch nicht begegnet. Der hier in Oberhausen jedenfalls fand wenig Gefallen an einem hörbar keuchenden Jogger, der da in mittelflottem Tempo an seinem Grundstück vorbeischlurfen wollte. Und so musst er ihn stellen. Das tat er und ich machte das, was ich erst vor wenigen Tagen in der aktuellen aktiv Laufen! im Artikel „Läufer trifft Hund“ gelesen hatte: Geschwindigkeit stark reduzieren und Hund ja nicht ansehen. Das ist leichter gesagt als getan, wenn so ein großer Hund einem von hinten ins Kreuz bellt, dass es einem die Nackenhaare aufstellt. Bevor er mir in den vom vielen Laufen schlapprig trainierten Arsch beißen konnte, brüllte von Gegenüber die Besitzerin aus dem Fenster und der Hund verschwand. So kann man auch auf HFmax kommen!
Aufgrund des Schreckens hatte ich für kurze Zeit vergessen, dass ich ja arge Probleme hatte, noch an mich zu halten. Kaum hatte ich das Schäferhund-Dorf wieder verlassen, wurde mir klar, dass ich mich jetzt so schnell als möglich ins Unterholz würde schlagen müssen, wollte ich eine größere Katastrophe vermeiden. Ich fand auch eine entsprechende Lokalität auf einer Flur, bei der ich vor Blicken sicher war und kramte aus meiner Jacke das Toilettenpapier
hervor, das ich seit meinem ersten Stuhldesaster im Herbst letzten Jahres stets bei mir trage. Mein Glück im Unglück: In dem kleinen Waldflecken lag ein alter, umgestürzter Hochsitz, der mir als Sitzgelegenheit zur Verrichtung meines Geschäfts diente. Als ich dann endlich loslassen konnte, erfuhr ich eindrücklich, wie es irgendwann einmal im Mittelalter zur Bezeichnung Donnerbalken
kam!
Aber als wäre das der Schmach nicht bereits genug – man schämt sich ja beinahe ein bisschen vor sich selbst (und wie die alten Römer sind wir schon lange nicht mehr) – drückte es mich bereits kurz vor der nächsten Ortschaft erneut aufs Unangenehmste! Ich schaffte es bis zu einer Wirtschaft, die ich eh nicht leiden kann, von der ich aber weiß, dass sie tolle Toiletten hat, und rannte nach Betreten des auf schick getrimmten Gastraums grußlos in den Keller, in dem sich die froh stimmenden Toiletten befanden.
Nun endlich vollends erleichtert und wohl von allem unnötigen Ballast befreit, waren die letzten Kilometer bis nach Hause zum Glück vollkommen ereignislos!